Reflexionen
von Pia Mühlbauer
1973 - 1977
"Abbruchhäuser, Landschaften, Figuren, Vögel, Nester, Schmuck waren die Gegenstände auf meinen frühen Arbeiten. Chaotisches, Gewaltiges, Verlorenes, Stürzendes, Scharfes, Blinkendes. Die Dinge als Vorwand Gefühle auszudrücken. Interpretation durch Malerei wichtiger als oberflächliches Erscheinungsbild."
1978 - 1979
"Auflösung der gegenständlichen Motive und Entdeckung eines Bildraumes, der durch formale Mittel erzeugt werden kann. Arbeiten mit vorgefundenen Bildwelten - in dem Fall Comics. Grelles Buntes, Gewaltsames, Euphorisches Treiben. Collagen, die eigene Malerei als Kommentar. Zerstörung der vorgefundenen Bildwelten, Überdeckung, Beruhigung, Auslöschung. Der Comic-strip zum Stehen gebracht."
1980 - 1983
"Versuche in gestisch abstrakter Malerei. Im malerischen Schlamm beginnen sich Figuren abzubilden. Greife diese Formen auf und versuche sie herauszuschälen, akzeptiere sie als innere Bildwelt. Versuche die eigene Form zu finden, deutlicher zu werden, alles Nebulöse wegzulassen. Die ersten Typen bilden sich ab, verleihe ihnen symbolische Attribute. Malerei als Ausdruck menschlichen Seins. Selbstbildnisse der Widersprüche, der Rätsel, der Unvollkommenheit, der Verlorenheit."
1986
"Integriere diese Figuren in Landschaften. Figur und Umgebung durchdringen sich gegenseitig. Aus Figuren werden Pflanzen, Mikrokosmos, Thema Dschungel - Wachstumsprozesse."
1987
"Wechsle über zur Zeichnung, verlasse jedwede malerische Nettigkeit auf der Suche nach elementarem Ausdruck."
1990
"Es gibt die Geste, die Konzentration, die Spannung, Identifikation mit der Natur. Sich ausbreiten, sich entwickeln wollen unter Widerständen. Urkräfte, die oft dramatisch und schmerzhaft gebeugt werden, trotzig standhalten, sich behaupten in das Verlorene hinein. Gebündelte Energie oft auf Sand gebaut. Die Zeichnung als Mittel unbewussten Kräften Gestalt zu verleihen, vorzudringen zu einer bildhaften, archaischen Welt, die realer ist als jede Oberfläche und diese von innen her bestimmt."
1991
Anliegen meiner Arbeit ist es Wachstumsprozesse seelischen Seins anschaulich darzustellen. Meine Bilder behandeln Wachstum in oft unwirtlicher Umgebung. Sie erzählen für den, der sich auf die Welt der Bilder einlässt, von der innewohnenden Kraft des Ursprungs, von den schmerzhaften Energien, die jeder Entwicklungsprozess mit sich bringt, von Widerständen des Werdens und Vergehens, auch von der Ohnmacht und Verlorenseins in einer überwältigenden Natur.
Der Bayerische Wald, in den ich nach meinem Studium zurückgekehrt bin, liefert mir, da er von jeher mehr als bloße Idylle ist, inhaltlich genau das Anschauungsmaterial mit dem ich mich als Künstlerin auseinandersetze. Meine Sichtweise beschränkt sich dabei nicht auf nachahmende Wiedergabe der Natur, sondern Umsetzung der Erlebnisse in der Natur, in Erkenntnis über menschliches Sein, wobei ich mich malend vorwärts taste das wiederzugeben, was Sein hier und heute bedeutet.
Besinnung auf die jedem Menschen innewohnenden Kräfte, die parallel zur Natur sind, die jedoch oftmals sie verleugnend gebeugt werden und dadurch Katastrophen nach sich ziehen, in persönlicher als auch überpersönlicher Hinsicht.
Ich male Bilder und bediene mich dabei einer zeitgenössischen Bildsprache, die sich inhaltlich zum Thema setzt, wie der Mensch innerlich überlebt in dieser für ihn fast feindlich gewordenen Umgebung, die er sich zum Teil selbst errichtet hat.